Was ist eigentlich … ? Warum …? Wieso …?
Häufig gestellte Fragen zur Waldorfschule, dem Unterricht und der Philosophie
In der folgenden Liste beantworten wir einige Fragen, die wir immer wieder gestellt bekommen. Selbstverständlich stehen wir aber immer auch für ein persönliches Gespräch zur Verfügung: Rufen Sie uns einfach an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.
Welche Kinder werden an der Waldorfschule aufgenommen?
Unsere (wie auch fast alle anderen) Waldorfschulen stehen grundsätzlich allen Kindern offen. Wir sind unabhängig von Religion, Hautfarbe, Geschlecht und Einkommen der Eltern.
Woher weiß ich, ob mein Kind zur Schule, bzw. die Schule zu meinem Kind und mir passt?
Nach Ihrer Kontaktaufnahme findet ein Aufnahmegespräch an der Schule statt. Quereinsteiger sind immer willkommen – selbstverständlich auch während des laufenden Schuljahrs. Nach Absprache mit allen Beteiligten ist auch ein Probeunterricht problemlos möglich. Auch in höheren Klassen ist ein Quereinstieg möglich.
Braucht mein Kind eine musische Begabung, um sich in der Schule wohlzufühlen?
Nein, die Waldorfschule ist eine Schule für alle Begabungsrichtungen. Wenn die SchülerInnen malen, zeichnen, plastizieren oder bildhauen, geht es um den Prozess – nicht um ein „optimales“ Ergebnis. Während des Prozesses werden nicht nur künstlerische oder handwerkliche Fähigkeiten geübt – sondern viele weitere. In einer Waldorfschule wird der Verstand, die Kreativität und die Persönlichkeit der SchülerInnen gleichgewichtig entwickelt.
Gehen nicht sehr viele Kinder mit Problemen oder Lernschwierigkeiten auf eine Waldorfschule?
Nein! Für Kinder, die Teilleistungsschwächen oder Verhaltensstörungen haben, gibt es wie im staatlichen Schulsystem auch besondere Waldorfschulen: die heilpädagogischen Förderschulen. An Waldorfschulen, die nicht ausdrücklich solche Sonderschulen sind, lernen Kinder aller Begabungsrichtungen wie an den staatlichen Regelschulen auch, nur dass hier neben intellektuellen Fähigkeiten gleichgewichtig auch soziale und handwerklich-künstlerische Fähigkeiten angesprochen werden.
Werden die Kinder an der Waldorfschule weltanschaulich unterrichtet?
Die Waldorfschule ist konfessionell nicht gebunden. Derzeit bieten wir einen freien Religionsunterricht an.
Stimmt es, dass Waldorfschulen immer sehr große Klassen haben?
Das ist von Schule zu Schule verschieden. Aber es ist richtig, das eine Klasse bis zu 30 Schüler stark sein kann. In Wernstein haben wir im Vergleich zu großen, städtischen Schulen jedoch Klassen mit einer maximalenKlassenstärke von 20-25 Kindern.
Gibt es an einer Waldorfschule wirklich keine Noten und kein Sitzenbleiben?
Auch wenn Waldorfschulen in der Unter- und Mittelstufe auf Noten verzichten, korrigieren die Lehrer selbstverständlich alle Schülerarbeiten. Sie lassen es aber nicht bei dürren Noten bewenden, sondern formulieren individuelle Beurteilungen – die übrigens deutlich mehr „Eindruck“ machen, als so manche (im wahrsten Sinn des Wortes) nichtssagende Zahl! In den Zeugnissen gehen die Lehrer ausführlich auf die Persönlichkeitsentwicklungen und auf die Lernfortschritte ihrer Schüler ein. Die Waldorfpädagogik richtet sich nach den Entwicklungsphasen der Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist nicht der Wissensstand, sondern die Gesamtentwicklung entscheidend. Von der ersten bis zur zwölften Klasse bleiben die Schüler nach Möglichkeit selbst dann in einer festen Klassengemeinschaft, wenn ihre Leistungen vorübergehend nachlassen. Niemand bleibt sitzen.
Ohne Noten und ohne Sitzenbleiben? Wie werden dann die Kinder überhaupt zum Lernen motiviert?
Da der Waldorfschulunterricht auf die jeweilige Entwicklungsphase der Schüler abgestimmt und sehr lebensnah gestaltet ist, stellt sich dieses Problem nur selten. Initiative entwickeln die Kinder und Jugendlichen nicht aufgrund von Leistungsdruck, sondern aus einer gesunden Motivation heraus.
Ist Waldorfpädagogik nicht etwas weltfremd? Später müssen die Kinder ja dann doch dem Druck standhalten…?
Die Praxis zeigt, dass gerade Waldorfschüler von Ausbildern besonders geschätzt werden. In einer Schule, die nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten anspricht, können sich Schlüsselqualitäten wie Teamfähigkeit, Kreativität und die Fähigkeit, prozessual zu denken vom ersten Schultag an entwickeln. Waldorfschüler studieren und arbeiten erfolgreich in allen Studien und Berufsfeldern.
Welche Abschlüsse können an einer Waldorfschule gemacht werden?
Die eigentliche Waldorfschulzeit endet nach der 12. Klasse mit dem Waldorfabschluss. Danach können sich Schüler in einem 13. Schuljahr auf das Abitur vorbereiten. Die Schüler können an unserer Schule in Wernstein den Qualifizierten Hauptschulabschluss ablegen, um dann in der 12. Klasse die Mittlere Reife oder in der 13. das Abitur zu bestehen.
Die Waldorfschule ist ja eine Privatschule – kann ich mir die überhaupt leisten?
Waldorfschulen sind auf Elternbeiträge angewiesen: obwohl das Recht auf freie Schulwahl in Deutschland besteht, müssen Waldorfschulen zusätzlich zu den staatlichen Zuschüssen Schulgeld erheben, um den Betrieb bestreiten zu können. Allerdings ist es ein Prinzip aller Waldorfschulen, kein Kind aus finanziellen Gründen abzulehnen. Das Finanzgespräch findet immer erst nach dem Abschluss des Aufnahmeverfahrens statt. Siehe hierzu auch unter Punkt „Schule“ Zahlen und Fakten.
Werden die Kinder in Waldorfschulen antiautoritär erzogen?
Nein. Waldorflehrerinnen und Lehrer bauen im Gegenteil in der Unterstufe ein von „liebevoller Autorität“ geprägtes Verhältnis zu ihren Schülern auf. Kinder suchen ihre Grenzen. Nur wenn sie ihre Grenzen von den Erwachsenen erfahren, fühlen sie sich einerseits sicher und erleben sich andererseits als eigene Persönlichkeit. Im Laufe der Schulzeit wandelt sich das Lehrer-Schüler Verhältnis mit der Entwicklung der Heranwachsenden.
Warum haben die Kinder in den ersten acht Schuljahren nach Möglichkeit immer den gleichen Klassenlehrer?
In einer Gemeinschaft, die von Beständigkeit und Rhythmus geprägt ist, können Kinder sich gesund entfalten. Um ihnen darin eine verlässliche Stütze zu sein, begleitet ein Waldorfklassenlehrer seine Klasse nach Möglichkeit acht Jahre lang durch den Hauptunterricht, der die ersten beiden Stunden eines Schulvormittags in Form von Epochenunterricht umfasst. Dabei lernt er seine Schüler sehr gut kennen und kann individuell auf ihre Stärken und Schwächen eingehen.