Anthroposophie – was heißt das eigentlich?
Anthroposophie kommt aus dem Griechischen: anthropos = Mensch und sophia = Weisheit.
Die von Rudolf Steiner entwickelte Geisteswissenschaft möchte ein Bild von Mensch und Welt vermitteln, in dem die verschiedenen Dimensionen der Wirklichkeit zu einer geistigen, seelischen und materiellen Ganzheit zusammengefügt erscheinen. Der Dreigliederungsgedanke findet im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geistigen Leben Anwendung.
Das, diesem Gedanken zugrunde liegende Menschenbild, wurde unter anderem in der Pädagogik (Waldorfschulen), der Medizin (Krankenhäuser, Weleda-Arzneimittel), der Landwirtschaft (Demeter), der Kunst (Eurythmie), der Wirtschaft (Organisationsentwicklung, GLS-Bank Bochum) realisiert.
Anthroposophie ist in erster Linie als Erkenntnisweg zu verstehen. Statt lediglich irgendwelche Lehren zu übernehmen, geht es darum, zu entsprechenden Eigenerfahrungen zu gelangen. Aus der Selbsterkenntnis heraus wird die Welterkenntnis geboren. Die physische Welt ist die sinnlich wahrnehmbare Erscheinung der sie verursachenden geistigen Welt. Die letztere kann rationell nicht erschlossen werden.
Steiner bezieht sich in den Lehren der Anthroposophie vielfach auf Goethe, insbesondere auf dessen naturwissenschaftlichen Schriften, die er als erster herausgegeben und kommentiert hat.
Die Anthroposophie erkennt im Christentum die zentrale Tatsache der Menschheitsentwicklung. Sie erhebt nicht den Anspruch, eine religiöse Wirksamkeit zu entfalten. Sie beansprucht vielmehr, Geistes-Wissenschaft zu sein. Diese Auffassung veranlasste R. Steiner 1913 die „Anthroposophische Gesellschaft zu gründen, die übrigens von 1935 -1945 in Deutschland verboten war … Heute ist sie über die ganze Welt verbreitet.
Literaturnachweis:
Gerhard Wehr: Anthroposophie
Jens Heisterkamp: Was ist Anthroposophie?
Der große Brockhaus